Triebwerke im Vergleich

Stromrad – Free–flow Turbine – Transverpello – Überdruckturbine

Um vergleichbare energetische Voraussetzungen zu haben, betrachten wir einmal innerhalb eines drei Meter tiefen Gerinnes eine Nutzbreite von zehn Metern. Nehmen wir entsprechend der Intension für Flachland ein Gefälle von 0,25 ‰ an, so ergibt sich nach Manning – Strickler eine Fließgeschwindigkeit von 2 m/s. Der Anwendungsbereich von Stromrädern liegt bei höherer Geschwindigkeit, und so soll durch örtliche Erhöhung des Beiwertes für die Rauhigkeit hier einmal auf 2,5 m/s angehoben werden.

Die empirische Leistungsformel für das Stromrad lautet:

P = 0,1 × b × hs × v³ × η

Setzen wir 10 m für die Radbreite b und für die Eintauchtiefe hs günstigenfalls 0,45 m ein, so ergibt sich bei einem mechanischen Wirkungsgrad von 0,8 eine Leistung von:

P = 0,1 × 10 × 0,45 × 15,62 × 0,8

P = 5,6 kW

Regierungsamtliche Stellen der USA prüften die Wasserkraftnutzung ohne Staustufe mittels sogenannter free–flow turbines und deren Marktfähigkeit jetzt und nach Weiterentwicklung.(1)

Wegen der Analogie zur Windkraftnutzung und also der Ausbildung und des Platzbedarfs von Stromröhren ließen sich im Beispielquerschnitt nicht mehr als zwei Rotoren mit etwa zwei Meter Durchmesser unterbringen. Nehmen wir die Dichte des Wassers als das 850fache der von Luft und berücksichtigen die Kondition kleinen Durchmessers in Wasser, so ergibt sich nach Betz:

P = 2 × 0,017 × 850 × 0,75

P = 22 kW

Physikalisch wäre das viermal so viel wie beim Stromrad.

In neuerer Zeit wird konzipiert, Vertikalachser getreu dem H–Darrieus in Flüssen einzusetzen. Macht dies Sinn?

Ein solcher Rotor hätte hier bei Maßen von R = 4,5 m und H = 2,2 m und bei der gegebenen Fließgeschwindigkeit in Wasser einen Leistungsbeiwert von 0,3 , und damit wäre seine Leistung:

P = 0,18 × 0,85 × A × v³ × η

P = 0,18 × 0,85 × 19,8 × 15,62 × 0,4

P = 19 kW

Das ist weniger als mit den zwei free flow turbines, wo diese sich eigentlich auch erst ab D = 5 m rentieren würden. Auch ein merkliches Vergrößern über unseren Beispielquerschnitt hinaus brächte keinen Gewinn, eher im Gegenteil: Für die Rotation um die stehende Achse verkleinert sich ab R = 5 m bereits in diesem Geschwindigkeitsbereich (bei horizontaler Achse radiusunabhängig erst darüber) der Leistungsbeiwert, bei Verdoppelung des Radius um ein Fünftel. Die Vergrößerung auf zweifachen Durchmesser – mit überproportionalem konstruktiven Mehraufwand – würde auch die Baukosten nicht viel weniger als verdoppeln, – was so statt Degression leicht eine Progression der spezifischen Kosten bedeutet. Die wirtschaftliche Skalierungsregel gilt hier nicht.

Nun das Transverpello

Sein Flügel sei 17 m lang und habe bei der angenommenen Wassertiefe eine benetzte Höhe von 2,8 m. Für ein konzipiertes Wölbungsprofil entnehmen wir der Profilkennlinie einen über die Bewegung durchschnittlichen Auftriebsbeiwert ca von 0,9. Den Weg–Zeit–Quotienten taxieren wir einschließlich des Wendezeitverlustes zu 9/13. Bei einem Wirkungsgrad von 0,7 ist so die Leistung nach Kutta – Joukowski:

P = ca × v² × ρ/2 × l × h × s/t × η

P = 0,9 × 6,25 × 500 × 17 × 2,8 × 9/13 × 0,7

P = 65 kW

Dies ist rechnerisch gut das Zehnfache der Stromradleistung, wobei der bauliche Aufwand keinesfalls größer ist.

Wenn auch festzuhalten ist, dass dort wo die Topographie für sie günstig ist, oder ein Stau neben der Stromerzeugung anderen Zwecken dient, es nicht um eine Konkurrenz zur bekannten Turbine gehen kann, wollen wir hier rein physikalisch nun auch mit dieser vergleichen.

Die Faustformel für die Leistung ist allgemein:

P = 8,5 × Q × H

Der Durchfluss Q errechnet sich aus der Kontinuität zu 60 m³/s, und die Fallhöhe sei hier einmal für eine Kaplanturbine 2 m. Dann ist:

P = 8,5 × 60 × 2

P = 1020 kW

Eine leistungsgleiche Transverpello–Anlage müsste also aus sechzehn Moduln der Größe unseres Beispiels bestehen.

Wenn man in Rechnung zieht, dass beim Transverpello die gesamte Stauanlage mit allen ihren umfangreichen Baumaßnahmen und vielen Begleitposten – als da wären Grundwasserregulierung, Dämme zum Schutz fremden Eigentums, Böschungsgestaltung und –unterhaltung, Fischtreppen, Feinrechen, Schleusen, Beachtung von Geschiebefragen und manches mehr – ja entfällt, kämen diese sechzehn gewiss nicht teurer.

Nach Berücksichtigung aller systemeigenen Verluste – und für die Turbine nach Umrechnen der Fließgeschwindigkeit in eine theoretische Fallhöhe – ist physikalisch das ungefähre hydroelektrische Leistungsverhältnis von Stromrad, free–flow turbine, Transverpello und Turbine zueinander 1 : 4 : 10 : 30; kostenbereinigt sinkt der jeweilige Vorsprung hier auf 1 : 3 : 8 : 5, und transponiert in den unteren MW–Bereich hebt er sich für die Turbine demgegenüber dann auf 1 : 3 : 8 : 8. Das physikalische Leistungsverhältnis lässt sich durch Verringerung der Wassertiefe bei konstanter Querschnittsfläche zugunsten des Stromrades verändern, das kostenbezogene aber nur wenig.

Das Transverpello könnte über seinen Einsatzbereich Flachland hinaus eine Alternative zur Turbine an solchen Standorten darstellen, wo ein Stau aus zuvörderst ökologischen Gründen unerwünscht wäre.

(1) U.S. Department of Energy / Idaho National Engineering Laboratory, J.E. Francfort:
Free–flow hydroelectric river turbines / Preliminary market analysis, Idaho Falls 1995


Lutz Kroeber 2009 Transverpello